Eine Juristin sagt, ein Anwalt und Kollege habe sie massiv sexuell belästigt. Vor Gericht geht es plötzlich nicht mehr um die Vorwürfe, die sie erhebt – sondern um ihr Verhalten.
Sie verhalte sich nicht wie ein Opfer sexueller Belästigung, argumentiert im Verlauf des Gerichtsprozesses selbst der Staatsanwalt. Zu freundschaftlich, zu nahe habe sich die Juristin Maria Lenz (Name geändert) demnach gegenüber dem Arbeitskollegen verhalten, gegen den sie Vorwürfe massiver sexueller Belästigung erhob.
Die Juristin hatte nach ihrer Kündigung in einer Kanzlei gegen ihren ehemaligen Kollegen, einen Anwalt, geklagt. Vor Gericht ging es aber plötzlich vielmehr um ihr eigenes Verhalten: Dass sie sich etwa mit dem Beschuldigten über Persönliches austauschte und sich am Arbeitsplatz mit Leggings «lasziv» kleidete, wurde von der Verteidigung als entlastende Argumente vorgebracht.
Warum dieser bizarre Gerichtsprozess mit einer Überraschung endete – und warum es vor Gericht immer wieder zu «Victim Blaming» kommt: Darüber spricht Oliver Zihlmann, Co-Leiter des Recherchedesks von Tamedia, in einer neuen Folge des täglichen Podcasts «Apropos».
Die Recherche zum Nachlesen: Sexuelle Baleästigung vor Gericht